In unseren Gottesdiensten wird nicht nur der Talar getragen. Anfang der 1990er Jahre beschloss der Kirchenvorstand, dass neben der üblichen liturgischen Gewandung zusätzlich auch eine Stola in den kirchenjahreszeitlich unterschiedlichen liturgischen Farben (weiß, grün, violett und rot) getragen werden kann. Darüber hinaus findet bei den Sakramentsfeiern (Heiliges Mahl und Taufe) die Albe Verwendung, ein weißes, einfaches Gewand, da an den hohen christlichen Festen (Christfest und Ostern) der menschgewordene und auferstandene Gott in Christus als „Licht der Welt“ verkündet wird (vgl: Lukasevangelium 2,9 und Markusevangelium 16,5). Zur Verkündigung dieser Botschaft scheint uns ein Farbwechsel auch sinnvoll zu sein. Auf persönlichen Wunsch hin kann auch bei familiären Sondergottesdiensten (Trauung, Ehejubiläen, Trauerfeiern) die Albe getragen werden.
In der Zeit der Corona-Pandemie wurde der Abendmahlsempfang in der Gustav-Adolf-Kirche auf die Verwendung von Einzelkelchen umgestellt. Hierzu stehen 120 Einzelkelche zur Verfügung. Sie finden Sie auf Ablagen vor den beiden ersten Bänken. Damit wir auch erkennen, dass wir aus einem Kelch trinken, nehmen Sie sich zunächst einen leeen Einzelkelch, der dann mit Hilfe eines Gießkelches vom Abendmahlshelfer gefüllt wird.
Darüber hinaus tragen wir damit auch der Tatsache Rechnung, dass in weiten Teilen der lutherischen Weltkirche die Stola und auch die Albe getragen wird. Eine vielfältige liturgische Bekleidung empfinden wir als eine Bereicherung und keinesfalls als ein hierarchisches Trennungsmerkmal zwischen Gemeinde und Liturg. Wir verstehen uns als eine Kirche der Vielfalt, die bereit ist, ihre Traditionen in der Zeit zu befragen. Das gilt besonders im Bereich des Gottesdienstes, seiner Liturgie und der Art und Weise der Feier als dem Aushängeschild einer Gemeinde schlechthin. Wir sind „Kirche auf dem Weg“ und verstehen uns ebenso als eine selbstbewusste Gemeinschaft, die vor Veränderungen keine Ängste hat, denn Christsein heißt Umkehr und Veränderung. So sollten Farben und Formen, der Raum und seine ästhetische Gestaltung, bis hin zum Blumenschmuck, aber auch liturgische Kleidung, Gesang und Gesten, vor allem aber die gottesdienstliche Sprache, die jeweilige Zeit und das Lebensgefühl der Gemeinde verkündend abbilden. Immer wieder wird sich auch der kirchliche Raum im Verlauf des Kirchenjahres verändert präsentieren. Wir wollen dadurch auch nonverbal verkünden und den Besucher unserer Kirche, auch außerhalb des Gottesdienstes und des gesprochenen Wortes, inspirieren und mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung bringen. Verschiedene spirituelle Erfahrungen haben ihren Platz, gegebenenfalls auch neue. Wir haben Freude daran, Neues auszuprobieren und ins gemeindliche, liturgische Repertoire zu integrieren. Deshalb gehören auch Salbungen, Einzelsegnungen, Tauferinnerungen, Tischabendmahl am Gründonnerstag und verschiedene meditative Elemente zum festen Bestandteil des gottesdienstlichen Lebens in unserer Gemeinde. Wir nutzen die Vielfalt der bayrischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuches und verstehen es nicht nur als Liederbuch, sondern auch als eine reiche Fundgrube für die Liturgie des christliche Gottesdienstes. Dazu gehört selbstverständlich auch das ergänzende moderne Liederbuch „Kommt atmet auf“. Wir versuchen, in jeder Feier auch mindestens ein Lied aus dem 20. bzw. 21. Jahrhundert zu singen. Alle Elemente, die wir verwenden, finden sich in den beiden Gesangbüchern oder aber im „Evangelischen Gottesdienstbuch“. Der Blick in die christliche Ökumene inspiriert uns, dem evangelisch-lutherischem Profil fühlen wir uns dabei jedoch dennoch stets verpflichtet.